Zu den heute in Braunschweig vorgestellten Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt erklärt Hendrik Lange, wissenschafts- und hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Landtag von Sachsen-Anhalt:
„Dieses Gutachten muss eine Grundlage für die weitere Entwicklung der Wissenschaftslandschaft und der Hochschulstruktur in Sachsen-Anhalt sein. Sie verdienen eine gründliche aber auch kritische öffentliche Beratung. Das schließt Widerspruch ein.
Meine Fraktion steht für eine demokratische Debatte, die im Landtag beginnen muss und in die Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Personalvertretungen und weitere Interessenvertretungen, die Hochschulleitungen und die Vertreter der Regionen, in den die Hochschulen ihr Wirkungsfeld haben, einbezogen werden. Gegenüber Debatten hinter verschlossenen Türen, internen Einigungen und dem Schaffen vollendeter Tatsachen sind wir außerordentlich skeptisch. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um demokratische politische Entscheidungen, die kann kein Expertengutachten ersetzen!
Wenn aber die politische Debatte über die Wissenschaftslandschaft und die Hochschulstruktur in Sachsen-Anhalt unter der Perspektive der Mittelkürzung geführt wird, wird nach unserer Meinung der Blick unzulässig verengt – mit wahrscheinlich langfristig negativen Folgen für das Land.
Das Gutachten des Wissenschaftsrates entspricht nicht den Erwartungen jener, die damit ihre Sparziele legitimieren wollten. Vielmehr zeigt es zahlreiche Potentiale auf, die an den Hochschulen vorhanden sind, die erschlossen werden müssen und nicht ausgetrocknet. Die Ressourcen müssen im System bleiben und effektiver genutzt werden.
Deshalb bleiben wir bei unseren Forderungen:
An den Hochschulbudgets darf nicht gekürzt, der Pakt für Innovation und Forschung muss fortgeführt, notwendige Investitionen gesichert werden!
Die Hochschulstandorte sollen attraktiv ausgestaltet werden, um viele junge Leute aus Sachsen-Anhalt, aus anderen Bundesländern und dem Ausland für ein Studium hier zu interessieren. Dazu müssen mindestens die derzeitigen Studienplatzkapazitäten, einschließlich in den Masterstudiengängen, gehalten und in jedem Falle ausfinanziert werden! Der Hochschulpakt ist vollständig zu nutzen und die erforderlichen Landesmittel bereitzustellen.
Auch in den Hochschulen selbst müssen Reformen auf die Tagesordnung. So muss die aus der Not geborene Praxis unzähliger Teilzeitarbeitsverträge und befristeter Arbeitsverträge, deren Befristung nicht aus der Spezifik wissenschaftlicher Arbeit erwächst, überwunden und neue Karrierewege erschlossen werden!
In Halle und in Magdeburg muss die Hochschulmedizin eine wissenschaftliche Heimat und Zukunft haben! Das setzt eine gute vorklinische und klinische Ausbildung an beiden Standorten genauso voraus wie eine exzellente Forschung und die weitere Entwicklung der Kooperation miteinander und mit anderen Standorten der Hochschulmedizin und des Gesundheitswesens in Mitteldeutschland.
Gemessen an dem hohen Wert, den die Wissenschaft für die kulturelle und geistige, die demokratische wie wirtschaftliche und regionale Entwicklung Sachsen-Anhalts besitzt, nehmen sich die anvisierten Sparziele kleinlich und engstirnig aus. Sie müssen vom Tisch!“
Magdeburg, 12. Juli 2013